Stellungnahme zum angekündigten Aus des Bundesprogramms „Sprach-Kitas – Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ und Forderung nach Weiterfinanzierung notfalls auch durch Bayern, wenn der Bund die Finanzierung einstellt!
„Der Schlüssel zur Welt soll vielen Kindern weggenommen werden!“ – So ist das geplante Ende des Bundesprogramms Sprach-Kitas aus fachlicher Perspektive leider zu bewerten. Denn nichts Anderes bedeutet die Streichung der finanziellen Mittel im nächsten Bundeshaushalt für viele Kinder in Deutschland. Dadurch wird die Abhängigkeit von sozi-ökonomischen Bedingungen noch weiter verschärft und die Bildungsteilhabe und –gerechtigkeit noch weiter unterminiert.
Neben den Kindern werden zudem viele pädagogische Fachkräfte darunter leiden, wie Prof. Dr. Anke König so treffend in ihrem Beitrag „Die doppelte Tragik hinter dem Bundesprogramm Sprach-Kitas“ auf der Website der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit (BAG-BEK) dargestellt hat (https://www.bag-bek.de/aktuelles/detail/die-doppelte-tragik-hinter-dem-bundesprogramm-sprach-kitas/). Die Aufwertung des Arbeitsfeldes Kita gelingt durch gute Rahmenbedingungen und fachliche Karriereoptionen, dafür ist dieses Programm ein wunderbares Vorbild. Es ist ein Programm mit Mehrwert! Zusätzlich geschulte Fachkräfte verstetigen die Schwerpunkte alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik, Zusammenarbeit mit Eltern und Digitale Medienbildung angepasst an die Bedarfe der Kinder und Familien der jeweiligen Kita und an die Möglichkeiten der Region direkt vor Ort. Diese wertvolle und gewinnbringende Arbeit soll jetzt ersatzlos gestrichen werden. Die ohnehin durch großen Personalmangel und schlechte Rahmenbedingungen überlasteten Fachkräfte der Kita haben jetzt schon keine ausreichenden Kapazitäten für den Alltag und können diese Anforderungen nicht noch zusätzlich leisten bzw. den Wegfall auffangen oder kompensieren durch fehlende Kapazitäten im Kita-System.
„Auf den Anfang kommt es an!“ – Das ist seit Jahren das Motto, übrigens auch vieler politisch Verantwortlicher, wenn es um die Bedeutung der frühen Bildung und Erziehung für die Gesellschaft geht. Zudem erinnern wir in diesem Zusammenhang daran, dass die derzeitige Koalition angekündigt hat, dass sie „das Programm ,Sprach-Kitas‘ weiterentwickeln und verstetigen“ (Koalitionsvertrag SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP 2021: 95) werden, mit dem Ziel „Kinder verdienen beste Bildung“ (Koalitionsvertrag SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP 2021: 93). Dieser Anspruch ist unbedingt einzulösen.
Die bewährte und wichtige Arbeit der Sprach-Kitas darf nicht verloren gehen, sondern ist mehr denn je zu stärken und auszubauen. Dafür ist es notwendig, dass der Bund finanzielle Mittel für die frühkindliche Bildung und Erziehung verstetigt und weiter erhöht, damit Kinder endlich und weiterhin in Deutschland wirklich faire und gleiche Chancen erhalten, unabhängig von ihrer Herkunft. Die Gesellschaft gewinnt nur durch die Investition in das System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Tut sie es nicht, gibt es nur Verlierer*innen.
Sollte sich der Bund durch den großen Aufschrei, welcher momentan in den pädagogischen Fachgremien durch Deutschland geht, nicht doch noch umstimmen lassen und das Programm wirklich zum Jahresende beenden, legen wir den politisch Verantwortlichen nahe, sich für das Weiterleben des Programmes in Bayern einzusetzen. Die bis jetzt entstandenen, funktionierenden Strukturen der zusätzlichen Sprach-Fachkräfte und Fachberatungen dürfen nicht erst ruiniert werden, sondern brauchen die Sicherheit, dass es ab Januar 2023 weitergeht.
Herzlichen Dank für Ihren Einsatz!
Mit solidarischen Grüßen
Bettina Heinz, Mitglied im Vorstand des Landesverbands Bayern
Deutscher Berufsverband für Kindheitspädagogik e.V. (DeBeKi)